Nachbereitung

Nach einer etwas längeren Sommerpause melden wir uns zurück. Zwar sind wir noch immer mit den Nachbereitungen des Kongresses beschäftigt, möchten euch aber schon einmal an einigen unserer Gedanken teilhaben lassen.

Insgesamt sind wir auf organisatorischer Ebene mit dem Ergebnis des Kongresses zufrieden. Wir wollen nochmal allen herzlich danken, die an dem Wochenende teilgenommen und sich trotz Bombenwetters in theoretische und inhaltlich komplexe Auseinandersetzungen begeben haben. Auch ein herzliches Dankeschön an alle Referent_innen für  ihren Input.

 In den Diskussionen der jeweiligen Veranstaltungen tauchten Fragen auf, die sich durch den gesamten Kongress zogen und an denen wir in der Nachbereitung anknüpfen wollen. Da wir erst am Anfang einer komplexeren Nachbereitung stehen, gehen wir hier erst einmal oberflächlich die aufgetreten Fragen bzw. Ergebnisse durch.

 Unter anderem zeigte sich in der abschließenden Podiumsdiskussion ein dringendes Bedürfnis, den Cis-Begriff aufzuarbeiten und genauer zu bestimmen. Es wurde die Frage diskutiert, ob und inwiefern es durch die Verwendung des Begriffes zu einem Rückgriff auf ein vermeintlich “biologisches” Geschlecht kommt. Daran anknüpfend wurde darüber diskutiert ob notwendige Schutz- oder Ermächtigungsräume geschaffen werden sollen. Diese  Räume werden folglich entweder über den Ausschluss von potentiellen Tätern (CIS-Männer frei) oder aber den Einschluss von potentiell Betroffenen (FLTI* only) definiert. Das jeweils emanzipatorische Potential dieser zwei sehr unterschiedlichen Praxen wurde gegeneinander gestellt. Auf der einen Seite stellte sich die Frage, ob mensch sich als potentiell Betroffene*r von sexualisierter Gewalt sieht und einen Schutzraum aufsucht oder andererseits nicht auch ein Positiv-Bezug auf die Kategorie “Frau” geschaffen werden kann, insbesondere vor dem Hintergrund einer patriarchalen und misogynen Gesellschaft.

Ein weiterer Punkt, der das Podium und das Publikum am Sonntagabend beschäftigte, ist die Frage nach dem nötigen Minimalkonsens, der eingegangen werden müsste, um in Bündnissen gegen sexualisierte Gewalt aktiv zu sein. Besonders in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit gesellschaftstragenden Institutionen wurden sehr unterschiedliche Positionen vertreten. Unserer Meinung nach sollte es nicht bei dem Minimalkonsens verbleiben, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit allen Herrschafts- und Machtmechanismen geben, um nicht in Haupt- und Nebenwiderspruch- Thesen zu verfallen.

Leider sind auch wir hinter dem Anspruch sexualisierte Gewalt veschränkt mit anderen   „-ismen“ wie Rassismus, Antisemitismus oder Able-ism zu denken, selbst zurückgeblieben. So wurde bei unserem Kongress der Themenkomplex von sexualisierter Gewalt gegenüber Menschen, die sich jenseits der binären Geschlechterkonstruktion verorten oder nicht heterosexuell begehren, leider auch nur additiv behandelt. (Zum Beispiel fand es bei unserem Einladungstext bedauerlicherweise nur Platz in einer Fußnote).

In den Diskussionen bezüglich dieser Phänomene zeigte sich dennoch eine große Gemeinsamkeit der Funktion von sexualisierter Gewalt: Das gewalttätige Herstellen und Durchsetzen hegemonialer Männlichkeit, die damit verbundene Aneignung von öffentlichen Räumen und Marginalisierung derjenigen, die nicht in die heterosexuelle Norm passen (wollen).

Wir sehen die Bearbeitung und Auseinandersetzung mit Gewaltverhältnissen, die sich sexualisierter Komponenten bedienen nach dem Kongress noch lange nicht abgeschlossen. Wir wollen und werden uns in unserer weiteren Arbeit eben diesen “Lücken”  widmen und ihr könnt euch schon auf weitere spannende Veranstaltungen freuen. 🙂

Die Audio-Mitschnitte der jeweiligen Veranstaltungen werden zeitnah bearbeitet und dann auf unseren Blog oder auch im fsk zu hören sein- Achtet also auf weitere Ankündigungen! 

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